Ein wunderbarer Ausblick über Stadt und Land offenbart sich beim Besuch des Kurfürstin-Anna-Gartens. Der Weg durch die Anlage schafft zudem eine schöne Verbindung zwischen Schloss und historischer Altstadt. Ob bei einem Spaziergang, beim Verweilen und Genießen der Duft- und Blütenpracht oder im Rahmen einer Kräuterführung – der Garten ist neben dem Schloss eines der Highlights von Augustusburg. 2019 eingeweiht, ist er eine Hommage an das Wirken der Kurfürstin Anna von Sachsen, die sich schon zu ihrer Zeit intensiv der Kräuterkunde widmete. Man findet hier eine Reihe an Hochbeeten, die thematisch mit medizinischen Kräutern und Küchenkraut bepflanzt sind. Die Pflanzenauswahl beruht dabei auf Aufzeichnungen in historischen Archiven und spielte bereits zu Annas Zeiten eine wichtige Rolle. Die Bepflanzung mit Obstbäumen zollt hingegen Kurfürst August von Sachsen Tribut, der sich der Kultivierung und Veredelung dieser Gehölze verschrieben hatte.
Wer war Anna von Sachsen?
Die Tochter des Königs Christian III. von Dänemark lernte von ihrer Mutter Dorothea das Spinnen, Nadelarbeiten, Heilkräuter sammeln, Hauswesen, Landwirtschaft. In der sächsischen Residenzstadt Torgau heiratete sie 1548 August von Sachsen („Vater August“). Die politisch arrangierte Ehe galt schon bei den Zeitgenossen als außergewöhnlich harmonisch. Das Ehepaar war während der 37-jährigen Ehe nur wenige Tage getrennt, da die Kurfürstin ihren Mann überallhin begleitete. Von ihren 15 Kindern starben elf schon früh. Vor jeder Geburt legte sie ihre Leichentücher zurecht, damit sie im Ernstfall gleich bei der Hand wären. Sie wusch und butterte selbst, verarztete ihren Gemahl und versuchte auch, Einfluss auf die Staatsgeschäfte zu gewinnen
Bei Hofbeamten fand sich eine Spottschrift über „Gynäkokratie“ (Weiberherrschaft) am sächsischen Hof. „Mutter Anna“ betrieb Landwirtschaft auf ihrem Ostravorwerk und im Zwingergarten Dresdens, beschäftigte sich mit Medizin und Pharmazie (sie erfand ein berühmtes Magenpflaster, legte 1581 die Dresdner Hofapotheke an, erfand Augenwasser, Gegengifte, brannte Aquavit usw.). In dem nach ihr benannten Annaburg ließ sie zwei Labore einrichten und stellte ein „Kunstbuch“ mit Rezepten zusammen. Als der kaiserliche Vizekanzler Zasius im Jahr 1569 seine Frau verlor, bestellte er in seinem unaussprechlichen Kummer gleich mehrere Flaschen des Aquavit, der dafür bekannt war, nicht nur gegen alle Gebrechen des Leibes, sondern vor allem gegen Herzeleid zu helfen. Anna stand in Briefwechsel mit berühmten Ärzten und bildete junge Mädchen in der Kräuterkunde aus. Sie betreute Asylanten, Schwangere und Kranke und bemühte sich um die Einführung eines geregelten Hebammenunterrichts. Anna starb 1585 in Dresden. Sie erlag der Pest, einer Seuche, für deren Bekämpfung sie viel getan hatte. Sie wurde im Freiberger Dom bestattet.
In dem Buch "In Annas Gärten - Die sächsische Kurfürstin macht Staat"" wird das Wirken Annas in einer biografischen Skizze beschrieben.
Das Buch ist in der Touristinformation Augustusburg erhältlich.